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Artikel zum Film «Einer wie Erika» (Mi, 25.11. 2020, 20.15 Uhr, Das Erste)


Einer wie Erika | faz.net

Von Klaus Braeuer, dpa


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«Einer wie Erika»: Wenn die Tochter zum Sohn wird


Immer mehr Menschen entdecken, dass sie im falschen Körper gefangen sind. Was das bedeuten und welche Auswirkungen es haben kann, zeigt ein Fernsehfilm.

Berlin (dpa) - Ein Junge ist ein Mädchen ist ein Junge. Anders gesagt: Ein Kind wird als Mädchen geboren, fühlt sich aber mit zunehmendem Alter als Junge, oder zumindest als etwas anderes. So ergeht es einem Menschen in dem Drama «Einer wie Erika», zu sehen an diesem Mittwoch (20.15 Uhr, Das Erste). Erzählt wird die wahre Geschichte von Erika/Erik Schinegger.

Kärnten, Ende der 1960er Jahre: Ein Porsche fegt über die Landstraßen und hält vor einem Bauernhof. «Grüß Dich, Papa - ich bin jetzt der Erik» - sagt der Sohn zum Vater, der ihn frostig empfängt. Kein Wunder, denn geboren wurde er als Mädchen namens Erika Schinegger (Markus Freistätter). Der Vater (Gerhard Liebmann) hatte einen Sohn erwartet, die Mutter (Birgit Melcher) freute sich über ein gesundes Kind. Erika entwickelt sich zu einem Wildfang, interessiert sich mehr für das Innenleben eines Traktors als für Puppen oder Kleider und spürt bald, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Da aber sonst niemandem etwas auffällt oder auffallen will, wird sie eine begeisterte Skifahrerin, ins österreichische Nationalteam aufgenommen und Weltmeisterin im Slalom (1966). Unmittelbar vor der Winterolympiade in Grenoble (1968) wird der sogenannte «Sex-Test» gemacht, die Auswertung der Chromosomen ist eindeutig: Erika (19) ist männlich.  

Jetzt beginnen für sie Jahre der Tortur, äußerlich wie innerlich. Sie wird von skrupellosen Funktionären des Skiverbandes entlassen und genötigt, auf die Olympia-Teilnahme zu verzichten. Außerdem soll sie sich mit einer «völlig unkomplizierten» Operation samt Hormonkur endlich ganz zur (gebärunfähigen) Frau machen lassen, in einem katholischen Spital. Dort stehen ihm allein Schwester Sigberta (Marianne Sägebrecht) und Dr. Kübler (Harald Schrott) zur Seite, und so nimmt Erika schließlich all ihren Mut zusammen - sie lässt sich zum Mann umoperieren. 

Autor Dirk Kämper (57, «Kaisersturz») und Regisseur Reinhold Bilgeri (70, «Landkrimi - Alles Fleisch ist Gras») haben diesen eindrucksvollen und bewegenden Film sehr einfühlsam inszeniert. Markus Freistätter (30, «Ein Dorf wehrt sich») bietet die grandiose Vorstellung eines Menschen, der um seine wahre Identität ringt und lange nicht weiß, ob er/sie lesbisch, schwul oder einfach gar nichts ist. Die Zumutungen seitens der Gesellschaft für Erika/Erik sind unfassbar - Familie, Freunde, Kollegen, Funktionäre lassen sie/ihn allein und wenden sich ab. Gerade so, als wäre sie/er verantwortlich für die Laune der Natur, denn es hätte viel früher bemerkt werden müssen, dass bei Erika die männlichen Geschlechtsteile durchaus vorhanden waren - eben nach innen gewachsen. 
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Der Film zeigt eine verunsicherte und hilflose, aber auch zutiefst scheinheilige und intolerante Gesellschaft und erzählt die anrührende Geschichte einer persönlichen Befreiung. Erik Schinegger (heute 72) durfte auch als Mann an keinem Skiwettbewerb mehr teilnehmen, hat später eine Kinderskischule gegründet, geheiratet und ist Vater einer Tochter. Er hat um und für sich gekämpft, ohne traumatisiert oder verbittert zu werden. Das Thema Intersexualität ist heute aktueller denn je, doch die Akzeptanz für derart geprüfte Menschen ist nun eine ganz andere - zum Glück.



Quelle: faz.net

Autor: Klaus Braeuer, dpa


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Film: https://www.daserste.de/unterhaltung/film/filmmittwoch-im-ersten/sendung/einer-wie-erika-100.html
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